Aufmerksamen und ökologisch orientierten Sparfüchsen wir bereits aufgefallen sein, dass seit geraumer Zeit auf dem Freiberger Häckselhof kein Frischkompost (= kompostiertes Häckselgut) mehr zum kostenlosen Abholung bereitgestellt wird.
Aber warum ist das so? Aufgrund der novellierten Bioabfallverordnung ist es der AWS schon seit Jahren nicht mehr erlaubt, auf den Häckselplätzen frisch gehäckselten Baum- und Heckenschnitt zur Abholung zum Eigenverbrauch bspw. als Abdeck- oder Verbesserungsgut liegen zu lassen. Vielmehr ist die AVL verpflichtet, sämtliches frisch gehäckselte Material einer Hygienisierung (Wärmebehandlung mindestens eine Stunde bei 70 Grad) zu unterziehen. Dies erfolgt in großen Kompostierungsanlagen, in die das frisch gehäckselte Material von allen kommunalen Häckselplätzen gebracht wird. Was also bisher auf den Häckselplätzen zum Abholen bereit lag, war daher kein frisch gehäckselter Grünschnitt mehr, sondern in Kompostierungsanlagen gewerblich hergestellter Frischkompost.
Auch wenn es sich vielleicht wie eine pauschale oder gar faule Ausrede anhört, ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ursächlich, dass eine von vielen Freibergerinnen und Freiberger lieb gewonnene Praxis, mit einer Fuhre eigenen Grünschnitt abzugeben und Frischkompost wieder mitzunehmen, von der AWS nicht mehr unterstützt werden kann. Vor dem Krieg hatten nämlich die Grüngutkompostierbetriebe für ihren hygienisierten Grünschnitt wenig Abnehmer, dieser war eine Art „Abfallprodukt“. Ihre Lager und Hallen waren zum Teil so brechend voll, dass sie diesen kostenneutral und zum Teil kostenlos abgegeben haben. So konnte die AVL ohne zusätzliche Kosten die Häckselplätze vor der Abfuhr des Häckselgutes quasi im Tausch mit Frischkompost beliefern. Dieser wurde, nachdem das von der AWS gehäckselte Grünschnitt in die Kompostierungsanlagen gefahren wurde, als kostenlose Rücklieferung von dort wieder mit zurückgenommen. Die AWS konnte daher den Service kostenneutral und ohne den Abfallgebührenhaushalt zu belasten anbieten.
Mit Beginn des Krieges kletterten die Preise für mineralischen (Stickstoff -) Dünger aufgrund der gestiegenen Gaspreise in utopische Höhen, denn Gas wird hauptsächlich als Rohstoff für deren Herstellung benötigt. Die Produktion von mineralischem Dünger wurde daraufhin gedrosselt oder sogar eingestellt, was zur Folge hatte, dass die Nachfrage nach organischem, heimischem Dünger gestiegen ist. Dieser wird u. a. auch aus gehäckseltem Grünschnitt hergestellt. Für kompostiertes Häckselgut wird inzwischen Geld bezahlt, wodurch die AVL dieses Material nicht mehr kostenlos mitnehmen darf.
Das Beliefern der Häckselplätze mit Frischkompost war bisher ein kostenloser und für die AVL kostenneutraler Service für die Bevölkerung des Landkreises, Dieser Service gehört aber leider nicht zu den hoheitlichen Aufgaben der AVL. Die AVL ist für die Abfallentsorgung zuständig und darf Zusatzleistungen, die nicht die Abfallentsorgung betreffen, nicht aus dem Abfallgebührenhaushalt finanzieren, womit sie den beschriebenen Service leider einstellen musste. Ungeachtet dessen beobachtet die AWS den Markt für Frischkompost, um ggf. bei einer veränderten Marktlage auch wieder anders entscheiden und den lange praktizierte Service wieder anbieten zu können.
